„Heutzutage ist es nicht einfach, Traditionen zu bewahren, deshalb müssen wir sie in unseren Alltag integrieren“
Wanderausstellung mit ungarndeutschen Fotos in Fünfkirchen eröffnet

Eine bejahrte „schwäbische“ Frau in der Volkstracht sitzt an einer Bushaltestelle, in der Hand hält sie die Werbetüte einer bekannten Parfümerie; neben ihr drei junge Burschen mit Hut, Weste und Schürze, die ein Lied singen – hätte das Bild einen Ton, hörte man sicherlich ein ungarndeutsches Volkslied; und nur etwa einen Meter entfernt ist eine faltige, zum Gebet gefaltete Hand zu sehen. Eindrucksvolle Momente, die von Mitgliedern der deutschen Gemeinschaft in Ungarn fotografisch festgehalten wurden. Die Bilder haben sie für den Blickpunkt-Wettbewerb des Ungarndeutschen Kultur- und Informationszentrums und Bibliothek (Zentrum) eingereicht. Der seit 2008 jährlich stattfindende Online-Fotowettbewerb erfreut sich im Kreis der Ungarndeutschen großer Beliebtheit, denn jedes Jahr gehen Hunderte von Beiträgen ein. Vorgelegt werden können selbst gemachte Fotos, Postkarten aus eigenen Fotos oder restaurierte Archivbilder – die einzige Bedingung ist, dass das festgehaltene Thema einen Bezug zur deutschen Gemeinschaft in Ungarn hat. Die Wanderausstellung, die aus einem Archiv von mittlerweile Tausenden von Werken erstellt wurde, tourt seit Jahren durch das Land. Ihre jüngste Station ist Fünfkirchen, wo auf Einladung der Deutschen Stadtverwaltung Fünfkirchen neben dem traditionellen Material auch eine exklusive Sammlung von Leinwandbildern zu sehen ist. Die Ausstellung ist im Büro der Nationalitäten und Zivilorganisationen im Rathausgebäude zu besichtigen.

Die Fotoausstellung wurde am 11. November von der Direktorin des Zentrums eröffnet. In ihrer Ansprache hob Monika Ambach hervor, dass Blickpunkt vor 13 Jahren ins Leben gerufen wurde, um die Ungarndeutschen einem breiteren Publikum vorzustellen, sowie den Mitgliedern der Gemeinschaft die Möglichkeit zu geben, sich besser kennen zu lernen: „Jedes Jahr frage ich mich, was wir noch zu bieten haben. Wenn wir den Wettbewerb starten und auf die Fotos warten, sind meine Kollegen und ich immer gespannt, wie viele Fotos wohl eingereicht werden. Ich muss zugeben, dass wir die Zahl der Einsendungen immer unterschätzen, denn normalerweise werden 250-300 Bilder nominiert. Derzeit haben wir über 3.600 Fotos in unserem Archiv – allesamt besondere Bilder, die beeindruckende Geschichten erzählen. Wenn Sie sich die ausgestellten Werke anschauen, dann sehen Sie, dass es Bilder des Lebens sind, des Alltags, der Feste, der Buntheit und der Besonderheit unserer Nationalität. Die Fotos zeigen nicht nur ältere Menschen, sondern auch Kinder und Jugendliche. Es ist wichtig, dass auch sie unsere Identität und unsere Traditionen leben. Wir müssen zugeben, dass dies heutzutage nicht einfach ist, deshalb müssen wir die Erhaltung der Traditionen in den Alltag integrieren: Wenn man gerne tanzt, dann soll man tanzen, wenn man musizieren möchte oder gerne Trachten nähen, dann soll man halt dies tun. Dadurch trägt jeder zum großen Ganzen bei und lässt diese Geschichte lebendig werden.“

Eröffnet wurde die Ausstellung von Bertalan Kleics (Trompete) und Botond Kleics (Akkordeon), Schüler der Innenstädtischen Grundschule in Fünfkirchen. Die Werke werden bis Ende des Jahres zu sehen sein. 

Die Beiträge des diesjährigen Blickpunkt-Wettbewerbs wurden übrigens am 20. November um 14:00 Uhr in einer Facebook-Live-Übertragung vorgestellt, bei der auch die virtuelle Preisverleihung stattfand: https://fb.watch/9r3IPKevEI/

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